3 Uhr nachts. Ich sitze im Taxi unterwegs zum Flughafen. Ein großer rosa Koffer mit, fast leer, damit mehr Geschenke auf der Rückreise reinpassen. Es hat sich so ergeben, dass ich als erste in Roschino angekommen bin – kein Wunder, denn es ist meine erste Reise nach Deutschland und ich bin sehr aufgeregt. Endlich schließen Mädchen mir an, wir haben uns angemeldet und das Flugzeug betreten.

Der Flug war schwer, erstens, es gelang uns nicht, vor der Reise zu schlafen, zweitens, meine Freundin hat große Angst vor Fliegen, dabei hatten wir Plätze hinten im Flugzeug und sind oft in der Turbulenzzone geraten. Dafür hat man uns leckere Sandwiches mit Hähnchen, Käse und getrockneten Tomaten gegeben, aber das hat auch nicht allen gefallen.

auf dem Weg nach Hamburg sollten wir in Moskau umsteigen. Etwa 4 Stunden haben wir gewartet. Wir waren ziemlich depremiert und wollten schlafen. Trotzdem habe ich den Flug nach Hamburg leichter ertragen. Es war schon Morgen früh, vom Fenster schien die helle Sonne, und ich las die Zeitschrift „Traveller“. Uns wurde wieder ein Sandwich angeboten, selbst ich bezweifelte dann, ob ich deswegen ein Freudegefühl verspüre.

Beim Landen habe ich mich über den Anblick aus dem Fenster gewundert. Rote Dächer der Häuser, die Felder so grün, ordentlich und grade. Überall kein Schnee.

Am Flughafen gingen wir durch den Zoll. Margarita Andrejewna übernahm alles, hat bescheid gegeben, dass wir als Gruppe unterwegs sind, aber als ich meinen Reisepass zurückgekriegt habe, sagte ich „Danke sehr“ und war stolz drauf, denn es war mein erstes Gespräch mit einem Deutschen.

Am Flughafen in Hamburg hat uns Frau Bremer abgeholt, sie hat sehr langsam gesprochen extra für uns, Mädels und ich waren froh, dass wir sie verstehen konnten. Nur sprechen mit ihr war noch zu beängstigend für uns. Mit einem großen Bus sind wir nach Lüneburg gefahren. Ich begann gleich viel zu fotografieren, und meine Freundin schämte sich sogar ein wenig, aber ich beachtete das nicht, denn der Anblick war wunderschön. Wir fuhren an den größten Hafen, Windmühlen, Sonnenbatterien, Flüchtlingsunterkünfte vorbei. Aufgefallen sind Modernität, teure Autos, gute Straßen und Arbeit, kein Feld, kein Grundstück stand  unbearbeitet, von Menschen unberührt.

Wir haben uns in der Jugendherberge eingecheckt, man hat uns unsere Schlüssel gegeben und gesagt, dass Frau Bremer und Herr Kowalewski auf uns nach 40 Minuten unten warten, um Kuchen zu essen und den Seminarplan zu besprechen. Der Kuchen war köstlich (besonders nach Sandwiches mit Tee), das war  ein Mandarinencheesecake. Herr Kowalewski meinte, wir konnten den Kuchen mitnehmen und aufessen. Nach der Bekanntmachung und Besprechung des Seminarplans gingen wir in die Mensa. Die Köchin fragte mich, ob ich Fleisch oder Gemüse wollte, ich hab Gemüse gewählt. Unglaublich lecker! Da gabs so viel Käse, als ob zu Käse einfach bisschen Broccoli, Möhren, Kartoffel und Erbsen dazugegeben wurde. Obwohl wir alle richtig satt waren, denn die Portionen waren in der Mensa immer riesengroß, hab ich auf den Schokoladenpudding mit Streusel in Sternchenform drauf nicht verzichtet.

Gleich nach dem Abendessen gingen wir ins Bett, weil sich unsere Augen auch zumachten.

Um 5.30 war ich wach, ging lange hin und her durch das Zimmer in der Hoffnung, dass jemand aufsteht, das tat aber keiner, und ich weckte leise Lubawa und schlug ihr vor, zusammen zu joggen. Beim Rausgehen haben wir zufällig das Klingen der Signalisation verursacht, sind aber schnell wegegangen, ohne auf die Folgen zu warten. Wir sind bis der Universität gelaufen und haben beschlossen, zum Frühstück zurückzukehren.

Das Frühstück war wunderbar, unterschiedliche Brötchen (die kleinen mit Körnern und Mohn sind die besten), 8 Käsesorten (ich bevorzugte mit Kräutern), 8 Wurstsorten (es gab sogar mit Pistazien), Butter, Gemüse, frische Ananasen, Quark, Müsli, Schokoladenaufstrich, verschiedene Marmeladensorten, Flocken, Milch. Immer Tee oder Kaffe zur Auswahl. Kurz gesagt, auf das Frühstück waren wir immer gespannt.

Danach hatten wir Unterricht. Wir hatten Vorlesung zur Landeskunde. Die Geschichte von Niedersachsen, man hat an uns Europakarten und sogar die Verfassung Deutschlands verteilt. Nach der Vorlesung sind wir ins Theater gegangen. Wir haben das Stück „Ronja, Räubertochter“ von Astrid Lindgren geschaut. Das hat uns gefallen, das Einzige, wir sollten ein bisschen von Sesseln rutschen, denn das Publikum bestand überwiegend aus Kindern im Alter von 6-7 Jahren, sie konnten wegen uns kaum sehen. Danach hatten wir Rundgang in Lüneburg. Uns hat ein Mann mit einem Stock begleitet. Wir bummelten lange, er zeigte uns die Sehenswürdigkeiten, wir waren in einer Kirche. Zum Schluss waren wir am Weihnachtsmarkt, der mit Spielzeug, Nussknackern, Tannen, Girlanden und Kugeln geschmückt ist, durch Weihnachtslieder begleitet, durch Duft der Bratwürstchen und Karamelläpfel verschönt, der Professor hat uns Tüten mit gebrannten Mandeln geschenkt, er meinte, es sei seine Kindheitserinnerung. Das schmeckte sehr gut. In der Nacht, nach dem Abendessen schlichen wir zum Erholungsraum „Salzburg“ und aßen den Mandarinenkuchen auf.

Am nächsten Tag besuchten wir die Vorlesung, wo Frau Motschmann uns über das deutsche Bildungssystem erzählt hat. Den größten Eindruck hat die Bibliothek gemacht. Über 4000 Bücher, geordnete Regale, moderne Technik, Innovativtechnologien. Wir waren erstaunt. Der Raum, in dem sich Studierende mit ihren Jahresarbeiten befassen können, hat uns sehr gut gefallen. Dort ist ruhig und still, steht ein Computer mit dem Zugang zum Bibliotheksbestand. Der Raum steht zwar frei zur Verfügung, es gibt jedoch eine ziemlich lange Warteliste. Man sollte sich ein Jahr davor anmelden.

Am Wochenende hatten wir zwei Ausflüge nach Hamburg und Lübeck. In Hamburg hatten wir Schifffahrt, wir entschieden, oben zu sein. Da war es so windig, dass wir kaum stehen konnten, wickelten uns in Mützen, Schalen und Kapuzen ein. Danach waren wir in der St. Michaeliskirche. Wir stiegen ca. 10 Minuten die Treppe hoch. Einige versagten auf dem Halbweg, unser Team nicht. Wir kamen mutig oben an und erfuhren, dass es uns 4 Euro kostete. Außerdem besuchten wir das Rathaus, wo Politiker arbeiten. Wer weiss, vielleicht betraten wir den gleichen Teppich wie Angela Merkel! Am Weihnachtsmarkt probierten Mädels Glühwein, ich nahm heisse Schokolade. Daneben spileten Weihnachtsmänner Blasinstrumente. Wir aßen zu viel an dem Weihnachtsmarkt: da gabs Würstchen, Brötchen mit Käse, Schinken und Gemüse, wieder Mandeln (diesmal mit Amaretto Geschmack) und Obst in Schokolade… Wir beruhigten uns damit, dass wir so etwas in Russland nicht mehr finden.

Am Nikolaustag stellten Mädchen aus unserem Zimmer Schuhe vor der Tür. Für unsere Fleißigkeit beschenkte uns der Nikolaus mit leckeren Weihnachtsmännern aus Schoko und Kugelpralinen. Herr Kowalewski reichte beim Frühstück jeder von uns einen großen Schokoweihnachtsmann.

In Lübeck besichtigten wir das Stadtzentrum. Wir lernten enge Gassen, evangelische Kirchen, deutschen Barockbau kennen. Wir „überfielen“ noch einmal Weihnachtsmarkt mit seinen Spezialitäten. Nachher unternahmen wir eine unvergessliche Reise an die Ostsee. Ein fantastischer Anblick! Ein bisschen windig und kalt, doch das Gefühl der Annäherung zur Natur, Harmonie und Ruhe sind es wert.

Alle anderen Tage widmeten wir dem Unterricht. Wir hatten sehr interessante Seminare von Wörtern, die in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungen haben, davon, wie man Schülern  Liebe zum Lesen vermittelt, von Morphologie… Wir besuchten noch eine deutsche Schule, da wunderten wir uns, wie frei Kinder ihre Meinung äußern, einander bewerten. Wir redeten mit den deutschen Schülern, stellten uns Fragen. Ein Junge fragte uns, wie alt wir sind und ob wir verheiratet sind. Als wir das Letzte mit nein beantworteten, fragte er, in welchem Alter in Russland geheiratet wird und ob wir viele Flüchtlinge in unserem Land haben.

Das Shoppen in Deutschland in dieser Jahreszeit war nicht ganz günstig. Trotzdem fanden wir Geschenke für unsere Eltern und Freunde und brachten schöne und qualitative Sachen mit.

Lüneburg wollten wir nicht verlassen. Am letzten Tag stellten wir unseren Dozenten Präsentationen vor, berichteten über unsere Stadt, rezetierten deutsche Gedichte, dann aßen wir einen köstlichen Schokoladenkuchen mit Sternchen, Mädels probierten das echte deutsche Bier, ich zog andere Getränke vor, es gab 3 Kästen davon!

In Russland trafen uns grenzenlose Steppen und Felder, Schnee und Frost, auch wenn ich Deutschland für seine Schönheit, Komfort und Entwicklung mag, war ich froh, wieder in meinem Russland zu sein, das nichts ersetzt, egal, wo ich bin.

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Eindrücke einer Studentin aus Tjumen über die Reise nach Lüneburg 2015