Das Weiterbildungsseminar für SozialarbeiterInnen in dem westsibirischen Gebiet Tjumen fand vom 05. bis 12. September 2014 in Tjumen statt. Organisiert wurde die Weiterbildung vom Zentrum für Ost-West-Kooperation e.V. (Lüneburg) unter finanzieller Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration. Das Thema des diesjährigen Weiterbildungsangebots für russische SozialarbeiterInnen hieß: „Erfolgreich arbeiten in der Sozialen Arbeit“.

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Im oben genannten Zeitraum fanden in Tjumen ein zweitägiges Seminar mit Workshops für insgesamt ca. 60 SozialarbeiterInnen sowie Hospitationen und Fachberatungen in den stationären Sozialeinrichtungen des Gebiets Tjumen statt. Das gesamte Programm, das im Folgenden ausführliche vorgestellt wird, wurde in Kooperation mit dem Departement für soziale Entwicklung des Gebiets Tjumen und unter wissenschaftlichen Leitung von Herrn Christoph Kusche konzipiert.

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Die Organisation des Weiterbildungsseminars in Tjumen und der Hospitationen bzw. Fachberatungen in den regionalen Sozialeinrichtungen wurde von Frau Tatiana Rodyashina, stellvertretenden Leiterin des Departe­ments für Soziale Entwick­lung des Gebiets Tjumen, geleitet. Unmittelbar betreut während des gesamten Aufenthaltes wurden die Gäste aus Lüneburg von Frau Oxana Andrejeva, Leiterin des regionalen Rehabilitationszentrums. Der Aufenthalt der niedersächsischen ExpertInnen in Tjumen wurde wie folgt aufgebaut:

Am Wochenende, an dem die Gruppe aus Lüneburg angekommen ist, fand ein Begrüßungstreffen mit Frau Tatjana Rodyashina statt. Das Programm des Weiterbildungsseminars und der Hospitationen wurde ausführlich vorgestellt. Es wurde über die Erwartungen und Wün­sche gesprochen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurde ein interessanter Stadtrund­gang angeboten, mit dem Besuch des Klosters und des Heimatmuseums. Am Sonntag fand außerdem eine theatralisierte Stadtexkursion zu historischen Themen statt. So hatten die Ex­pertinnen aus Lüneburg gleich zu Beginn des Aufenthaltes die Möglichkeit, die westsibiri­sche Stadt kennenzulernen.

 

An den darauf folgenden Tagen, vom 08. bis 11.09., fanden das Weiterbildungsseminar und die Fachberatungen in den Einrichtungen statt. In diesem Jahr wurde das Seminar nach dem erfolgreichen Modell vom Vorjahr konzipiert:

  • Die Fachvorträge der ExpertInnen aus Lüneburg wurden in zwei verschiedenen Einrichtungen gehalten und diskutiert. Das Thema der Supervision und Evaluation eigener Sozialarbeit wurde im Kompetenzzentrum „Semja“ (de.: Familie) behandelt, das Handlungsrichtlinien und Programme für die sozialen Einrichtungen des Gesamten Gebiets erarbeitet. An dieser Vortragsrunde und Workshop nahmen vorwiegend SozialarbeiterInnen in leitenden Positionen teil.
  • Die praktischen Methoden der persönlichen Zukunftsplanung und der individuellen Hilfeplanung wurden den praktizierenden SozialarbeiterInnen der Region am zweiten Arbeitstag in der stationären Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen vorgestellt.

Auf solche Weise konnten die Interessenten optimal erreicht werden.

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An den letzten zwei Arbeitstagen fanden die Hospitationen und Fachberatungen in folgenden drei sozialen Einrichtungen statt:

  • Stationäre Einrichtung für psychisch behinderte Jugendliche in der Stadt Jalutorovsk,
  • Stationäre Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Jugendliche „Uspenskij“
  • Das Sozial- und Kurzentrum für Senioren „Krasnaja Gvozdika“ (de.: Rote Nelke).

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Weitere Information zu den Einrichtungen:

Das psychiatrische Heim in Jalutorovsk

Zum ersten Mal in der Kooperation haben die ExpertInnen aus Lüneburg die stationäre Einrichtung für geistig behinderte junge Erwachsene und Erwachsene in der Stadt Jalutorovsk besucht. Betreut wurden sie während der Hospitation von der für Leiterin der Einrichtung Svetlana Smelik.

Im Großheim sind momentan 520 Personen im Alter zwischen 18 und 90 Jahren untergebracht. Ihnen wird in der Einrichtung neben der Unterbringung und Verpflegung sowohl medizinische als auch psychologische und soziokulturelle Unterstützung angeboten. Es gibt unter anderem Krankengymnastik, Fitnessstudio, Physiotherapie, Zahnarztpraxis, individuelle und Gruppenarbeit mit dem Psychologen, Ergotherapie usw.

Die Bewohner des Heims können zahlreiche Freizeitangebote wahrnehmen: Bibliothek, Fernsehraum, Gebetsraum, Spielräume, Gemeinschaftsräume. Es gibt verschiedene Zirkel. Zusammen mit anderen stationären Einrichtungen der Region werden regelmäßig kreative und sportive Wettbewerbe ausgetragen.

Eine wichtige Rolle spielt in der Einrichtung die Arbeitstherapie. Zum Beispiel können sich die Bewohner freiwillig an der Landschaftspflege beteiligen. Es gibt einen Gemüsegarten und ein Gewächshaus, eine Nähwerkstatt.

Das Internat für geistig behinderte Kinder und Jugendliche „Uspenskij“

In der stationären Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Jugendliche wurde die deutsche Gruppe von der Leiterin Ljudmila Rozhkova empfangen. Neben der stationären Unterbringung wurde das Angebot entwickelt, die Kinder und Ju­gendlichen mit geistigen Behinderungen für bis zu 6 Monate aufzunehmen, um die Eltern in der Entscheidung für oder gegen stationäre Unterbringung zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Einrichtung kennenzulernen.

Neben Unterbringung, Versorgung und zahlreichen therapeutischen Maßnahmen spielt die soziale Integration der Kinder und Jugendlichen eine sehr große Rolle. In vielfältigen soziokulturellen und Freizeitangeboten werden soziale Kompetenzen der Betreuten trainiert. Für die deutschen Gäste haben die Kinder ein Überraschungskonzert vorbereitet, das alle begeistert hat.

Das Ziel der Arbeit in der Einrichtung ist es, die Rückkehr des geistig behinderten Kindes in seine eigene Familie zu ermöglichen. Deswegen wird ein großer Wert auf die Arbeit mit den Eltern gelegt. In der Einrichtung können die Eltern darüber hinaus auch juristische Hilfe und Beratungen bekommen.

Die Einrichtung unterstützt auch regelmäßige Weiterbildungen für ihre MitarbeiterInnen. Auf der Basis des Internats finden auch Seminare für KollegInnen aus anderen stationären Einrichtungen der Region statt. Dadurch wird der Erfahrungsaustausch unterstützt und in­tensiviert.

Das Sozial- und Kurzentrum „Krasnaja Gvozdika“

Am 11.09.2014 besuchten die Gäste aus Lüneburg das Sozial- und Kurzentrum für Senio­ren „Krasnaja Gvozdika“, das von seinem Leiter Sergej Frolov vorgestellt wurde. Die Einrichtung für Senioren besteht aus 5 Wohn­blöcken, 2 Kurblöcken, einem Freibad und einer Mensa. Neben den therapeutischen Leistungen bieten die angestellten SozialarbeiterInnen und Psy­chologInnen ihre Dienste an. Schwerpunkt bilden Trainings, individuelle und Gruppenar­beit in Fragen sozialer Kommunikation, Umgang mit Stress u.a. Die Einrichtung bietet vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Bibliothek, Kino, Tanzsaal, Handarbeit usw. Zahlreiche Sportangebote können im Sanatorium wahr­genommen werden.

Neben dem Rundgang, der Vorstellung der Leistungen und den Gesprächen mit den Mitar­beiterInnen wurde der Gruppe aus Deutschland ein abwechslungsreiches Unterhaltungspro­gramm angeboten. So konnten die Teilnehmerinnen einige der regulären Angebote für sich wahrnehmen und genießen.

Pressespiegel[1]

Publikation 1: „Gäste aus Deutschland haben Jalutorovsk besucht“

Quelle: Lokale Zeitung „Jalutorovskaja Zhisn“ (de.: Leben in Jalutorovsk) (15.09.2014)[2].

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Im Artikel wird über den Besuch der Gäste aus Lüneburg im psychiatrischen Heim in der Stadt Jalutorovsk berichtet. Das Ziel des Besuchs war der Erfahrungsaustausch mit russischen Kollegen. Es wird das Aufenthaltsprogramm der deutschen Delegation erwähnt mit Verweisen auf das Seminar und die Hospitationen in anderen Einrichtungen der Region. Die Gäste aus Deutschland wurden im Heim sehr herzlich und nach altrussischen Traditionen empfangen. Sehr beindruckend war auch das Konzert, das von den Bewohnern des Internats organisiert wurde. Die Leiterin der Einrichtung Svetlana Smelik berichtete über die Arbeit des Heimes, über neue Projekte. Außerdem haben deutsche Gäste auch die kleine Stadt kennengelernt, Museen besucht und über ihre Eindrücke erzählt:

– In der Stadt selbst hat das Stilmix aus verschiedenen Epochen beeindruckt. Jalutorovsk ist eine sehr gemütliche, saubere, grüne Stadt, – so Christoph Kusche.

– Sehr beeindruckend war das Internat. Seine MitarbeiterInnen sind sehr professionell. Besonders gut gefallen hat die enge Zusammenarbeit der Sozialarbeiter und der Ärzte. Die Bewohner werden hier sehr gut betreut, – berichtete Christoph Thomann-Fuchs.

Und Christina Rübsamen ergänzte: – Ich habe den Eindruck, dass die Bewohner im Internat glücklich sind. Es hat beeindruckt, dass alle einander unterstützen und im Heim wie eine große Familie leben.

Publikation 2: „Internationale Zusammenarbeit. Von der Theorie zur Praxis“

Quelle: Webseite der Tjumener regionalen Behindertenvereinigung[3] (11.09.2014), verfasst von Tatiana Samojlowa.

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Der Artikel berichtet über das Seminar zum Thema „Erfolgreich arbeiten in der Sozialen Arbeit“, das am 09.09.2014 im psychiatrischen Heim „Vinsilinskij“ stattfand.

Am Seminar haben die Leiterinnen und Mitarbeiterinnen der sozialen Einrichtungen des Gebiets Tjumen teilgenommen, sowie Sozialexperten aus Lüneburg. Eröffnet wurde das Seminar von Frau Gulnara Baimatova, Leiterin der Abteilung „Soziale Versorgung“ des Departements für soziale Entwicklung. Sie betonte die Relevanz des Themas angesichts der bevorstehenden Reformen im Sozialsystem. Der Schwerpunkt der Vorträge der deutschen Experten lag auf der ressourcenorientierten Sozialarbeit.

Christina Rübsamen (Sozialexpertin der Loewe-Stiftung) stellte die individuelle Hilfeplanung vor. Christoph Kusche erzählte ausführlicher über die persönliche Zukunftsplanung. Diese Methode betrachtet jeden Klienten als Individuum mit seinen Stärken und Schwächen, Interessen und Träumen. Christoph Thomann-Fuchs behandelte in seinem Vortrag das Thema der Supervision und stellte die Methode der kollegialen Beratung vor. Anschließend wurden aktuelle Probleme der sozialen Hilfen und mögliche Lösungswege diskutiert.

Am Ende der Vortragsrunde bedankte sich Igor Poljakov, Leiter der Vereinigung der sozialen Einrichtungen des Gebiets Tjumen, für das Interesse am Seminar. Er betonte, dass solche Treffen eine Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch bilden.
Publikation 3: „Erfolg ist auch eine Medizin“

Quelle: regionale Zeitung „Tjumenskij kurjer“ (de.: Tjumener Kurier)[4] (10.09.2014), verfasst von Inna Gorbunova.

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In der Publikation wird der Besuch der deutschen Delegation im psychiatrischen Heim „Vinsilinskij“ beleuchtet. Die Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen wurde im letzten Jahr durch neue praxisbezogene Projekte vertieft. Der Leiter der Delegation Christoph Kusche erzählte, die Erfahrungen im Gebiet Tjumen seien für deutsche KollegInnen sehr interessant. Es ist beeindruckend, dass die Einrichtung für neue Ideen und Projekte offen ist. Hier können wir Fortschritte in der Entwicklung am meisten feststellen. Positiv fällt auch die Liebe und Respekt zueinander, die die Arbeit hier prägen.

Es wird über neue Projekte im Heim unter dem Motto „Von der aufdringlichen Versorgung – zur Integration in die Gesellschaft“ berichtet: Zeltlager, Wanderungen, kreative Wettbewerbe und sogar Ferien im Ausland. Auch über seine Pläne für die Zukunft erzählte Herr Poljakov: Man hat vor, im Heim Fahrradrikschas zu bauen und gemeinsame Ausflüge zu machen.

In diesem Jahr wurde persönliche Zukunftsplanung und individuelle Entwicklung thematisiert. „Selbst aus den Steinen, die einem auf dem Weg liegen, kann man etwas Gutes bauen,“ so betonte Herr Kusche in seinem Vortrag. Die russischen und deutschen KollegInnen möchten die erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen.
Publikation 4: „Individuelle Entwicklung als Integration in die Gesellschaft“

Quelle: Regionale Zeitung „Moskovskij komsomoletz Tjumen“ (10.09.2014)[5], verfasst von Lilia Belaja.

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Auch diese Publikation berichtet kurz über das Seminar im psychiatrischen Heim „Vinsilinskij“.

Der Artikel stellt eine verkürzte Variante der oben zusammengefassten Publikation in der Zeitung „Tjumenskij kurjer“, auf die von der Verfasserin auch verwiesen wird.

[1] Im Folgenden werden die russischen Publikationen auf Deutsch zusammengefasst unter Angabe des entsprechenden Links:

[2] Quelle: http://ya-city.ru/news/gosti-iz-germanii

[3] Quelle: www.voi-72.ru/news.php?extend.1225

[4] Quelle: http://www.tm-courier.ru/portal/portal/tk/default/CoreContentWindow?id=741754&cm=av&action=2

[5] Quelle: http://tumen.mk.ru/articles/2014/09/10/individualnye-shagi-razvitiya-kak-integraciya-v-socium.html

 

Fotobericht zum Projekt „Weiterbildungsseminar für SozialexpertInnen im Gebiet Tjumen 2014“